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#15 Ich will ja nur einen Prepaid Vertrag - Odyssee für Handyverträge

Aktualisiert: 10. Jan. 2023

Eine Sim-Karte für ein entsperrtes Handy in jedem Land zu bekommen, sollte doch kein Problem sein. Zumindest dachten wir dies zu Beginn unserer Reise.



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Schon kurz nach der Einreise nach Kanada begannen wir, nach einem geeigneten Handyvertrag für uns zu suchen und mussten feststellen, dass man als Europäer wirklich verwöhnt ist. Und dies trotz der Tatsache, dass man sich in Österreich seit ein paar Jahren auch für eine Prepaid-Karte legitimieren muss (Grund: „Terrorismusverhinderung“).

Wenn man sich vom ersten Preisschock nach Studieren der kanadischen „Angebote“ für Telefonie und Internet erholt hat, gibt es die nächste Hürde zu überwinden. Es muss ein Anbieter gefunden werden, der nicht nur ein regionales Angebot hat und Roaming im restlichen Land anbietet. Dann kommt der technische Teil, der zu entscheiden ist. Entscheiden wir uns für 3G, 4G oder doch 5G? Und wenn jetzt jemand noch denkt „Was ist 3G?!“, der ist hier nicht allein. In Europa starten die ersten Länder bereits damit, den 3G-Frequenzbereich abzuschalten.

Aber dies waren ja noch nicht alle Entscheidungen, die man treffen muss. Zum Abschluss stellt sich noch die Frage, wie viel Datenvolumen man eigentlich wirklich benötigt. Sind 500 MB (Megabyte ist hier kein Schreibfehler!) ausreichend? Welche Apps brauchen wir wirklich und wieviel Datenvolumen benötigen diese? Prepaid oder Vertragstarif? Was ist denn alles möglich?

In Montreal gingen wir in einen kleinen FIDO-Handyladen mit der Absicht einen passendes Prepaid-Vertrag abzuschließen, denn laut unseren bisherigen Internetrecherchen ist es für Reisende in Kanada nicht möglich einen normalen Vertrag zu bekommen. Die freundliche Dame im Fido-Laden machte uns jedoch ein verführerisches Angebot und hatte eine erfreuliche Überraschung für uns. Sofern man eine ETA-Nummer, einen Lichtbildausweis (am besten den Reisepass) und eine Kreditkarte hat, kann man auch als Reisender einen Vertrag bei Fido erhalten. Als Angabe des Wohnorts genügte in unserem Fall der erste Aufenthaltsort.

Wir bekamen folgendes Angebot. Ein Vertrag mit jederzeitiger Kündigung, unlimitierte SMS und Anrufe innerhalb Kanadas und 10GB pro Monat um schlappe 50 CAD. 50 CAD stimmte nicht ganz. Hier kommen ein paar CAD für irgendeine Provinznotfall-Abgabe und natürlich die Steuern noch oben drauf. Für Kanada klangen aber am Ende ca. 60 CAD fast günstig und so schlugen wir zu.

Einen Monat später zählten wir bereits zu Stammkunden und nach Ausnützung der Fido-Donnerstagsangebote bekamen wir nochmal 5GB Datenvolumen pro Monat geschenkt. Abgesehen davon funktionierte FIDO für uns perfekt. Die monatlichen Zahlungen konnten wir bequem per App erledigen und die Kündigung funktionierte mittels eines kurzen Anrufes bei der Hotline. Für den Fall, dass das 15GB-Datenvolumen pro Monat einmal nicht ausreichen, gibt es einmalig pro Monat die Option für eine Stunde unlimitiert Highspeed-Internet zu aktivieren. Zusammengefasst war Kanada telefon- und internettechnisch zwar teuer, aber es hat alles problemlos funktioniert.


USA

Erster Versuch in den USA

In Alaska angekommen, versuchten wir wieder einen Prepaid-Vertrag zu bekommen oder die Information, ob es denn nicht einen ähnlichen Telefonvertrag wie in Kanada auch für Reisende gab. Dieses Unterfangen mutierte für uns zu einer wahrlichen Odyssee im „angeblich höchst entwickelten Land der Welt“.

Aber fangen wir doch auch hier am Anfang an. In den USA gab es zum Zeitpunkt unserer Reise (Jahr 2022) vier Netzbetreiber von denen die Anbieter „Verizon“ und „AT&T“ zum Teil einen anderen Mobilfunkstandard verwenden als der Rest der Welt, der mit unseren (aus Europa stammenden) Handys leider nicht immer funktionierte. Also blieben nur folgende Möglichkeiten übrig: sich für einen der zwei restlichen Anbieter „Sprint“ oder „T-Mobile“ zu entscheiden (oder eben einen der Diskonter, die deren Netz nutzen) oder ein neues Handy zu kaufen, welches in den anderen beiden Netzen funktionieren würde. Das alles klingt recht einfach – oder nicht?.

Tatsächlich war es leider nicht so einfach für uns. Der Anbieter T-Mobile hat keine Filialen in Alaska und dann ist da noch das berühmte „Kleingedruckte“ in den Angeboten. Man sollte man sich hier wirklich alles genau durchlesen. Hier ein paar unserer „Erfahrungswerte“.

  1. Die Idee mit dem „günstigen“ Handy funktioniert bei den meisten Anbietern nur bedingt. Zwar bekommt man auch bei diesen Anbietern Prepaid-unlimited-Verträge (also Wertkarte mit unlimitiertem Datenvolumen). Allerdings ist die Verwendung eines Hotspots meistens auf 5 oder 10 GB limitiert. Wenn man also einen Hotspot für Laptop oder Tablet benötigt um seine Bilder/ Videos hochzuladen, wird man schnell am Ende sein.

  2. Für alle, die gerne einmal zwischendurch einen Film in HD ansehen – das wird leider ebenso nichts. HD kostet nämlich extra pro Monat.

  3. Der nette Begriff „unlimitiert“ hat ebenfalls etliche Fußnötchen und ist alles andere als unlimitiert. Je nach Vertrag sind zB. auch einige Apps (Whatsapp, Instagram) teilweise davon ausgeschlossen oder begrenzt.

Nach langer Suche fanden wir jedoch zwei Onlineanbieter, bei denen es keine Hotspot-Beschränkung gab und das um „nur“ USD 40. Also noch gut in unserem Budget.

Alles, was es für einen Vertragsabschluss bei einem Onlineanbieter braucht, ist eine Adresse an die die Sim-Karte innerhalb von 2 Tagen geschickt wird. Kein Problem für uns, dachten wir uns – immerhin wollten wir ohnehin noch etwas Zeit hier in Alaska verbringen. Also starteten wir einen ersten Versuch. Wir kamen bis zum Bezahlvorgang. Nach Eingabe der Kreditkartendaten wurde uns mitgeteilt, dass die Bestellung nicht abschlossen werden kann. Es kann ja schon einmal Probleme mit einer Kreditkarte geben, daher versuchten wir es ein zweites Mal mit einer anderen Kreditkarte. Das Ergebnis blieb das gleiche. Auch beim zweiten Anbieter hatten wir genauso wenig Glück.

Da Fragen bekanntlich nichts kostet, bemühte sich Andreas im netten „Kann-ich-dir-helfen-Chat“ einige Antworten zu erhalten. Der freundliche Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung erklärte, dass europäische Kreditkarten nicht akzeptiert werden, da man sich nie sicher ist, ob der Bezahlvorgang funktioniert. Erstaunte Gesichter auf unserer Seite und wilde Gedanken schwirrten durch unseren Kopf. >>Wie bitte?! Ich möchte einen Prepaid-Vertrag mit der einfachen Logik: zuerst zahlen, dann telefonieren. Geht die Zahlung nicht durch, bekommt man auch kein Service!“ Das sehen anscheinend die amerikanischen Telefonanbieter aber nicht alle so. Letztendlich mussten wir auf die guten Verträge verzichten und uns weiter auf die Suche machen. Wir müssen ja nicht immer alles verstehen!

Wir überlebten das erste Monat in Alaska auch ohne Sim-Karte, da es in den meisten Gegenden, in denen wir waren, ohnehin keinen Empfang gab.

Übrigens hätten wir in Alaska in einem offiziellen Geschäft in nur fünf Minuten problemlos eine Waffe (Pistole, Jagdgewehr oder doch AK47?) kaufen können. Einzige Voraussetzung dafür sind ein B2-Touristenvisum und genügend Cash oder eine entsprechendes Limit auf der Kreditkarte. In diesem Falle gibt es dann plötzlich kein Problem, dass Visa und Mastercard, das Geld an den Verkäufer weiterleiten.


IBAHABS Andreas telefoniert

Versuch Nummer zwei in den USA

Zwei Monate später versuchen wir unser Glück erneut in Washington State. Um schlappe USD 60 erhalten wir einen „unlimitierten“ Prepaid-Vertrag mit 10 GB Hotspot bei T-Mobile. Auf die Frage, ob das Angebot lt. Homepage noch aktuell ist, eine zweite Nummer zu gleichen Konditionen um USD 30 zu bekommen, erhielten wir eine „Nein“ als Antwort. Ein paar Wochen später in einem anderen T-Mobile-Shop ging das plötzlich problemlos.

Ansonsten ging alles ganz einfach: als Adresse wurde einfach eine Adresse aus dem Telefonbuch oder von vorherigen Vertragsabschlüssen herausgesucht, einen Ausweis oder eine Kreditkarte wollte man von uns nicht. Auch das Aufladen konnte problemlos mit Barzahlung und nur mit Bekanntgabe der Telefonnummer erledigt werden. Wenn man also anonym bleiben will, ist das hier in den USA möglich – man sollte nur genügend „cash“ mithaben. Für uns war das etwas seltsam, immerhin werden die europäischen strengen Regeln doch an den amerikanischen Standard angepasst – oder nicht?!

Mit der Zeit lernten wir auch damit zu leben, dass es in weiten Teilen der westlichen USA oft stundenlang keinen Empfang gibt. Nicht einmal genug für eine einzelne SMS. Von Internetempfang ganz zu schweigen. Des Öfteren mussten wir extrem lange auf eine SMS aus Österreich warten (zB. Bestätigung für einen Login) und wir mussten froh sein, wenn die Nachricht rechtzeigt kam, bevor der darin enthaltene Code abgelaufen war. Vermutlich sollte man nicht so viele Ansprüche an einen USD-60-Vertrag stellen.

Und wenn man dann einmal den Kundendienst kontaktiert, erlebt man dort amerikanische Kundenorientierung vom Feinsten.

Die nachfolgenden Zeilen sind zwar zusammengefasst, aber nicht pointiert dargestellt. Für die negativen Pointen hat der Kundendienst schon selbst gesorgt.

Kurz nach Beginn unseres zweiten Vertragsmonats hatten für wir für zwei Tage kein Netz. Am ersten Tag waren wir auch noch Mitten im Nirgendwo und waren daher nicht sehr verwundert. Immerhin sollten wir am Abend des zweiten Tages wieder Empfang haben um uns bei unserer Familie melden zu können, da wir in einer größeren Stadt waren.

Am Tag zwei am Abend in dieser Stadt angekommen. Kein Empfang. Nicht ein einziger Balken auf unseren beiden Telefonen. Wir probierten vieles. Flugmodus ein und wieder aus, Telefon einschalten und ausschalten. Kein besseres Ergebnis. Am Campingplatz hatten wir WLan und so bemühte sich Andreas einmal mehr Antworten bzw. Hilfestellung per Chat zu erhalten.

Nach kurzer Schilderung des Problems an den Chatbot, meldete sich dann auch schon eine nette (reale) Dame im Chat. Die Konversation sah allerdings folgendermaßen aus:

Dame vom Chat: Können Sie bestätigten, dass es sich um einen Prepaid-Tarif handelt?

Ich: Ja. Können Sie nachsehen, ob meine letzte Zahlung erfolgreich war?

Dame vom Chat: Ich habe leider keinen Zugriff auf Informationen von Prepaid-Tarifen, aber Sie können eine spezielle Nummer anrufen. Dort bekommen Sie alle Auskünfte.

Ich: Entschuldigung, wie soll ich jemanden ohne Empfang anrufen? Das ist genau der Grund, warum ich mit Ihnen chatte.

Dame vom Chat: Ich verstehe Ihre Frustration. Bitte rufen Sie die spezielle Nummer mit dem Festnetzanschluss an.

Ich: Ich habe keinen Festnetzanschluss. Nur zwei Handy-Verträge bei Ihnen!

Dame vom Chat: Ich verstehe Ihre Frustration. Benutzen Sie doch einfach das Handy eines Freundes.

Ich: Ich bin unterwegs und es ist niemand sonst in der Nähe.

Dame vom Chat: Ich verstehe Ihre Frustration und hoffe Ihnen geholfen zu haben. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend! – Chat ist beendet.

Die Frustration kam mit diesem Ergebnis erst recht! Während Andreas noch versuchte, sein Telefon nicht vor Ärger an den nächsten Baum zu werfen, trudelte eine SMS von T-Mobile ein. „Waren Sie mit unserem Kundendienst zufrieden? Antworten Sie mit „1“ wenn zufrieden waren und mit „0“, wenn Sie nicht zufrieden waren! Interessant – Telefonempfang hatten wir an diesem Abend zwar noch immer keinen, aber die Umfrage-Nachrichten konnten uns erreichen! Wir beschweren uns nie mehr über endlose Warteschleifen bei österreichischen Telefonanbietern. Zumindest wird Ihnen dort manchmal geholfen!


Mexiko

Nach mehreren Monaten im „höchst entwickelten Land der Welt“ führte uns unsere Reise nach Mexiko. Wenn man hier eine neue Sim-Karte benötigt, sollte man geschlagene 10 Minuten einplanen. Davon waren bei uns ganze 8 Minuten für eine nette Unterhaltung mit dem Verkäufer reserviert.

Und so einfach kann es gehen: Man geht in einen Oxxo (eine Kette kleiner Geschäfte), den man an jeder Ecke findet, in eine Tankstelle oder in einen der hunderten anderen Shops und sagt „Chip“ (für eine Sim-Karte) gefolgt von dem Namen des Telefonanbieters (zB. TelCel) und „cargar“ für das erstmalige Aufladen. Dann legt man das Geld auf den Tisch und erhält die Sim-Karte.

Schon eine Minute später nach dem Einlegen der Sim-Karte in unser Handy waren wir online. Übrigens bekamen wir SMS aus Österreich für Logins in Mexico innerhalb von Sekunden nach dem diese abgesendet wurden.

Prepaid-Verträge funktionieren in Mexiko wirklich gut. Aufladen kann man seine Wertkarte für verschiedene Zeiträume: von einem Tag, bis zu einem Monat gibt es verschiedene Varianten. Sofern man etwas mehr Internetdatenvolumen benötigt (zB für den Download von Straßenkarten), gibt es auch die Möglichkeit nur für ein paar Stunden dieses zu erhöhen. Falls dann die Frist oder das Guthaben abläuft, bekommt man vorher eine Benachrichtigung und man kann es entweder online wieder aufladen oder einfach in einen der Läden gehen, die das Aufladen für einen erledigen („recarga“ für das Wiederaufladen sagen und den gewünschten Betrag). Dauer: 2 Minuten. Im Gegensatz zur USA: kann das also auch mal einfach sein! In den USA brauchten wir länger, um in den Online-Account einzusteigen, als in Mexiko das Guthaben wieder aufladen zu lassen.

Natürlich sollte man sich seine Route vorher auch überlegen. Nicht alle Anbieter haben eine Netzabdeckung für ganz Mexiko. Nicht in jeder Gegend gibt es genug Empfang. Unsere Erfahrung war bislang, dass wenn Empfang da war, dann war er recht stabil. Aber mal sehen, wie sich dies auf unserer Reise noch entwickeln wird – wir lassen euch es dann wissen!

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