Wer eine Weltreise oder einen langen Trip plant, wird gerne zum Opfer übermäßiger Planung.
In der ersten Woche fahren wir von Punkt A zu Punkt B und dazwischen sehen wir uns folgende Sehenswürdigkeiten an. Ein Monat später müssen wir dann an Punkt C sein, sonst verpassen wir dort ein großartiges Event. Am besten nimmt man noch, dass ein oder andere Routenplanungstool zu Hand und plant auch gleich die Straßen mit. Man will ja auch möglichst die Autobahnen vermeiden und lieber eine wunderschöne Landstraße oder besser noch Schotterstraße entlangfahren.
Natürlich ist, dass eine Möglichkeit seine Reise zu planen und macht auch durchaus Sinn für eine kurze Reise oder wenn nicht der Weg das Ziel ist, sondern nur das Ziel, das Ziel ist. Wir haben in Alaska Motorradfahrer kennengelernt, die in 3 Wochen von Miami in Florida nach Prudehoe Bay und retour fuhren. Eine Strecke von ca. 17.000 km. Also saßen sie ca. 800-1.000km jeden Tag auf ihren Motorrädern und bretterten, welche eine Überraschung, nur über den Highway. Auf die Frage, was sie so erlebt haben, sahen sie sich nur fragend an. Am Ende werden außer ein paar Fotos und dem Wissen am nördlichsten Punkt, den man mit dem Fahrzeug in Nordamerika erreichen kann, gewesen zu sein, von der Reise nichts übrigbleiben. Stimmt nicht ganz. Das Bankkonto hat auch noch ein großes Loch bekommen.
Um etwas bleibendes von seiner Reise zu haben bekommt man immer wieder den Tipp: Go slow!
Und es stimmt. Wenn man sich etwas auf Land und Leute einlassen will gilt bei Langzeitreisen folgendes: „Kein Plan überlebt die erste Feindberührung“ (Carl von Clausewitz). Unser ursprünglicher Plan war zwar nicht so detailliert, aber wir wollten ebenfalls am direkten Weg nach Prudehoe Bay. Dieser Plan hat jedoch den ersten Kontakt mit Kanada nicht überlebt. Das Wetter hatte etwas dagegen. Also 8.000 km „Umweg“ nach Osten. Die Liste unserer Umwege ist mittlerweile sehr lange geworden. Bereut haben wir bis dato keinen einzigen.
Klar kannten wir den Tipp langsamer zu fahren bereits vor unserer Abfahrt und wollten ihn auch berücksichtigen. Leider war es schwerer als gedacht, gerade in der Anfänglichen Euphorie, dass es endlich los geht. Dazu mischt sich die unbewusste Angst etwas zu verpassen. So haben wir gerade in den ersten Monaten viel mehr Kilometer pro Tag gemacht als jetzt. Wenn wir wo zwei, drei Tage Pause gemacht haben, hatten wir fast schon ein schlechtes Gewissen.
Geplantes Chaos
Langsam haben wir jedoch gelernt, dass wir mit „go slow“ mehr erleben. Eine spontane Einladung zu einem Abendessen oder einer Geburtstagsfeier annehmen oder doch lieber den Aufenthalt am Strand um eine Nacht verlängern, machen wir mittlerweile ohne schlechtes Gewissen.
In manchen Fällen heißt dies bewusst eine Entscheidung zu treffen, etwas anderes auszulassen aber, da unser Planungshorizont meistens nur noch einen Tag in die Zukunft erstreckt haben wir auch nicht mehr das Gefühl etwas zu verpassen. Wer die Angst hat ohne Planung nichts zu machen, können wir nur eines sagen: Wir kommen kaum dazu unsere Sachen zu erledigen, die wir uns vorgenommen haben, weil das Universum etwas dagegen hat. Von fünf Tagen auf einem Campingplatz im Nirgendwo in Mexiko hatten, wir einen Tag, wo wir etwas für uns machen konnten. An einem Tag waren wir zu einer Mexikanischen Geburtagsfeier eingeladen, an einem anderen wurden wir von einem Pärchen zu Kaffee und Kuchen sowie Abendessen „gezwungen“, eine Bootsfahrt durfte auch nicht fehlen. Wäre es nicht so windig gewesen, hätten wir nicht mal den einen Tag für uns gehabt, da wir auch noch eine Einladung zum Fischen hatten.
Unsere nicht mehr vorhandene Planung heißt jedoch nicht, dass wir Planlos sind. Unsere Planlosigkeit versteht sich immer innerhalb eines vorgegebenen Rahmens. Auch wir haben Termine, die wir einhalten müssen. Sei es etwas von einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit abzuholen oder dass wir uns nur eine bestimmte Zeit in einem Land aufhalten dürfen. Zwischen diesen Meilensteinen haben wir jedoch unsere Planung ans Universum abgegeben. Weiters haben wir unsere Ziele reduziert. Wir haben nehmen uns jetzt pro Land 3-5 Dinge vor, die wir dort unbedingt machen wollen. Das klingt nicht nur wenig. Es ist auch wenig, wenn man bedenkt, dass wir uns in den meisten Ländern 3-6 Monate aufhalten.
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