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ibahabs

#20 Regen, Schnee und 0%-Flaschen

Saint John lag hinter uns, allerdings war die Wettervorhersage für die nächsten Tage leider nicht die Beste. Wir wussten, dass wir allen Regenwolken nicht wirklich ibahabs ausweichen würden können. Und so war es leider auch. Bereits kurz nach unserer Abfahrt kamen wir in den „Genuss“ der ersten richtigen Regenfälle in Kanada auf den Bikes. Die Temperatur wurde immer kühler und kühler und wir wurden immer nasser und nasser. Als dann auch unsere Visiere anfingen ständig anzulaufen und wir kaum noch etwas von der Straße sehen konnten, mussten wir wohl oder übel eine Pause einlegen. Wir fanden wieder mal einen Tim Horton, wo wir uns mit heißem Kaffee aufwärmen konnten. Unsere Regenkleidung war tropfnass und wir sahen von weitem sicherlich aus wie ein Paar begossener Pudel.


Kaffee und Donuts at Tim Hortons
Kaffee und Donuts at Tim Hortons

Zu allem Übel stellte Andreas auch noch seinen Helm kurz auf den Boden, wo sich bereits eine kleine Pfütze gebildet hatte. Nach einiger Zeit, als wir den Wetterbericht kontrollieren und uns ins lokale Wlan einloggen wollten, fiel uns auf, dass wir eigentlich im falschen Bereich saßen: mit den Sachen von Tims im Burgerkingbereich! Erst jetzt fielen uns die Blicke der Burgerking-Mitarbeiter auf. Nachdem wir jedoch schon fast trocken waren und bald weiterfahren wollten, ignorierten wir diese geflissentlich.


Bei der Weiterfahrt mussten wir feststellen, dass unsere Kommunikationsgeräte nicht mehr so funktionierten wie gewohnt. Normalerweise lässt die Batterie von Kerstins Cardo als erstes nach, während Andreas noch weiterhin stundenlang Musik hören konnte. Nachdem Kerstin dachte, dass dies auch hier wieder mal passiert wäre, verbrachte sie die restliche Fahrt bis nach Truro damit, einfach mal vor sie hinzusingen. Irgendwie muss man sich ja unterhalten bei diesem Wetter. Tja, dass sie nicht nur sich, sondern auch Andreas damit unterhalten hatte konnte sie ja nicht wissen. Denn Andreas Cardo funktionierte noch – nur sein Helmmikrofon nicht mehr! Dies schien im Wasserbad „abgesoffen“ zu sein. Und so konnte er nur schweigend zuhören, sich aber „leider“ nicht bemerkbar machen!


Während der Fahrt konnten wir mit wieder normalem Visier einiges Interessantes sehen: die berühmte Skipiste in Wentworth, „Super-Bingo“-Ankündigungen an einigen Rathäusern und Verkehrsschilder in Herzform (wie die „Vorsicht“-Schilder bei uns)! Wir hatten in Montreal zwar einiges über Verkehrsregeln als auch über Verkehrsschilder gelernt. Aber der Sinn aus diesen Schildern erschloss sich uns hier nicht.

Als wir dann am Highway fuhren kamen wir an einem Schild vorbei, der eine Mautstelle ankündigte. Grundsätzlich gibt es nur zwei Mautstrecken in Kanada und dies sollte keine sein. Da wir jedoch nicht unbedingt mehr Geld als notwendig ausgeben wollten, wichen wir über eine Art Landstraße aus, um nach Truro zu unserem nächsten Airbnb zu kommen.


Dort angelangt, fanden wir ein richtig gemütliches und warmes Appartement vor, das keine Wünsche offen ließ. Wir konnten alles trocknen und uns mit einer heißen Dusche aufwärmen. In der Zwischenzeit hatten wir einige nette Nachrichten von unseren Gastgebern erhalten, die wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen hatten. Nachdem sie draußen unsere Bikes samt Gepäck bereits gesehen hatten, wurden wir gefragt, ob es denn möglich sei etwas über unsere Reise zu erfahren. Auf unseren Vorschlag, dass wir uns gerne treffen könnten, überraschten Derek und Darcy uns damit, dass im bezaubernden Garten ein Lagerfeuer angezündet wurde. Das Regenwetter hatte sich hier bereits vor ein paar Stunden verzogen und es war fast alles trocken. Am wärmenden Lagerfeuer genossen wir mit Radler, Cider und Rum den Austausch mit Derek und Darcy.


Wir erfuhren wieder einiges über die Gegend und auch über unsere nächsten Ziele und bekamen viele gute Tipps, die uns später wieder mal helfen würden. Und wir lernten auch wieder mal etwas über Verkehrsschilder: die „Herzerl-Schilder“ gibt es nur rund um Truro und das Schild ist eher ein Logo der Gegend. Truro liegt in der Mitte (also „im Herzen“) von Nova Scotia. Und man ist von hier aus fast in jede Richtung gleich weit von den anderen größeren Städten entfernt! Über unseren Umweg wegen der Mautgebühr musste Derek lachen: denn diese Straße wäre schon seit Jahren abbezahlt und es gäbe gar keine Mautgebühr mehr! Tja, das wird wohl der Grund gewesen sein, warum wir diese Strecke vorab online nicht als Mautstrecke gefunden hatten. Als dann später auch noch Glühwürmchen herauskamen und das Feuer langsam weniger wurde, beendet wir schließlich diesen Tag.


Am nächsten Tag fuhren wir später los als geplant. Andreas Helmmikrofon war zwar mittlerweile trocken, aber hatte trotzdem weiterhin Aussetzer. Daher versuchten wir unsere Familien zu erreichen, um uns ein Ersatzmikrofon mit den Ersatzteilen für Kerstins Koffer gemeinsam in einem Paket nach Kanada schicken zu lassen.

Mit nur noch etwas Nieselregen und keinem Starkregen mehr war das Fahren fast als „angenehm“ zu bezeichnen. Wenn nur nicht die Straßen so viel dreckiger gewesen wären als am Vortag. Auch die Temperaturen ließen noch etwas zu wünschen übrig.

In Quebec-City hatten wir von unserem Gastgeber Sylvain auch noch den Tipp bekommen, wenn es möglich ist Cape-Breton-Island zu besuchen. Hier gäbe es eine Straße rund um die Insel, die schön zu fahren ist und es sollte auch rundherum Campingplätze geben. Eine unser Wetter-Recherchen hatte ergeben, dass sich die Vorhersage für Neufundland wieder geändert hatte, also gaben wir Cape-Breton den Vorzug. Hier sollte es zumindest nach zwei oder drei Tagen wieder sonnig und wärmer werden. Wir hatten in der Nähe von Port Hawkesbury eine Unterkunft gefunden, die alles hatte, um ein paar Tage Pause zu machen und alles wieder auf Vordermann zu bringen.



Gegen Mittag hin entdeckten wir entlang unserer Route einen netten Leuchtturm in Arisaig, der sich perfekt für eine kleine Pause und einen kleinen Strandspaziergang eignete. Etwas, das uns bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich passiert war, holte uns hier ein. Nämlich, dass die Entfernungen zwischen den einzelnen Tankstellen immer größer wurden. Andreas Armaturenanzeige fing irgendwann zu blinken an und sprang auf Reserve. Wir hatten zwar unsere Tank-Säcke von DesertFox mit im Gepäck, bisher aber keine Notwendigkeit gesehen, diese aufzufüllen. Andreas schaffte es nur noch mit Müh und Not zur nächsten Zapfsäule. Vermutlich waren nicht einmal mehr zwei Liter im Tank! Nach dieser etwas unangenehmen angespannten Fahrt besuchten wir wieder einmal einen Tim’s – diesmal in Antigonish. Während am Parkplatz draußen unsere Bikes samt Gepäck eindeutig die Attraktion zwischen den ganzen großen Trucks (Pick-Ups) waren, konnten wir drinnen uns etwas aufwärmen.


Im Trockenen konnten wir auch den letzten Teil unserer Fahrtstrecke bis nach Port Hawkesbury absolvieren. Tja – fast trocken, denn in den letzten zehn Minuten erwischte uns eine Wolke und so kamen wir „begossen“ und dreckig bei unserem nächsten Quartier an.

Auch hier waren unsere Bikes sehr willkommen und wir bekamen den mittlerweile bereits gewohnten mitleidigen Blick (die armen Biker bei diesen Temperaturen und diesem Wetter)! Daher durften unsere ausnahmsweise vor der Garage parken – denn in den nächsten Tagen sollte es Minusgrade geben und teilweise schneien. Ab dem darauffolgenden Tag werde es auf jeden Fall wieder stark regnen.


Also nur kurz Gepäck abladen, dann wieder rauf auf die Bikes, um im nächsten Ort noch die Lebensmittel aufzustocken. Hier lernten wir, dass anscheinend jeder Walmart ein anderes Sortiment hat, denn wir konnten zB. frisches Gemüse nirgends finden. Auch unser Motoröl (dies hatten wir in den größeren Städten vergessen zu kaufen) konnten wir leider hier ebenfalls nicht finden – auch wenn ansonsten anscheinend jegliches Motoröl vorhanden war. Eine weitere Entdeckung machten wir noch: in der Provinz Nova Scotia kann man im Gegensatz zB. zur Provinz Quebec weder Bier noch Wein im Supermarkt kaufen. Stellt euch mal Andreas Gesicht vor, wenn auf jeder Dose und Flasche Bier nur „0%“ oder „alkoholfrei“ steht! Ein Hinweis wäre vielleicht gewesen, dass diese mitten im Sortiment von Mineralwasser, Frucht- und Kindersäften angeboten worden waren.


Da ein paar Tage Pause angesagt waren, suchten wir einen NSLC (Regierungsshop für Verkauf von Alkohol in Nova Scotia) auf, dessen Standort wir von einem unverständnisvoll dreinblickenden Supermarktmitarbeiter erfahren hatten („Warum sollte es Alkohol im Supermarkt geben?!)“. Im NSLC hatten wir auch zum ersten Mal einen Gruß aus der Heimat: Stiegl Radler! Das zweite, das wir hier lernten war: man kann keine einzelnen Dosen kaufen – es gibt alles nur in „Großpackungen“! Von „Sechser-Tragerln“ wie zuhause kann man hier nur träumen!


Zurück in unserem Appartement warteten dann ein paar Tage Pause auf uns, die gerade recht kamen, denn bei dem letzten Regen wurde wirklich fast alles wieder nass.Sogar unsere Rucksäcke und Tankrucksäcke! Also wurde ibahabs mal der Föhn zum Trocknen ausgepackt und die Weltreise nur im Navi vorgeplant!

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