Eigentlich sollten unsere Motorradtransportkisten rund zwei Wochen vor unserem Abflug abgeholt und zum Flughafen München transportiert werden. Gegen Ende des Kistenbaus erhielten wir jedoch die Info, dass die Abholung der Kisten mit einem LKW sich noch um ein weitere Woche nach hinten verschieben würde – also erst in der Woche unseres Abflugs. Daher mussten wir all unsere Termine und Pläne neu organisieren, da wir uns in der Zwischenzeit bis zu unserem Abflug bei unserer Verwandtschaft „einquartiert“ hatten, um nochmals mit allen ein paar nette Tage gemeinsam verbringen zu können.
Ein kleines Hindernis beim Neuorganisieren war jedoch, dass wir zuerst nur sehr vage Informationen erhielten. Zuerst bekamen wir zwei Tage („Montag oder Dienstag“) als Abholungstermin und der LKW-Fahrer würde uns ca. eine Stunde vorher kontaktieren, dass er kommt. Kurz vor dem Wochenende änderte sich diese Information nochmals: „Der LKW kommt am Montag zwischen 12.00 und 14.00 Uhr!“
Als es endlich Montag wurde, kam dann bereits um 8.00 Uhr früh ein Anruf von Kerstins Schwester: „Der LKW steht schon vor der Haustüre und der Fahrer möchte die Kisten aufladen!“ Da wir jedoch zu diesem Zeitpunkt noch woanders zu Besuch waren, die Kisten aber bei Kerstins Schwester in der Garage standen, musste der LKW-Fahrer auf uns etwas warten – unter anderem auch, da es etwas geschneit hatte in der Nacht!
Eine halbe Stunde später endlich dort angelangt, erwartete uns die nächste Überraschung: anstatt des ursprünglich mitgeteilten 7,5t-LKWs stand dort nur ein kleiner polnischer 3,5t-LKW. Dieser ist natürlich um ein Wesentliches kleiner gedacht. Wir begannen etwas zu zweifeln.
Als nächstes wurden wir von unserem Schwager informiert: „Der LKW-Fahrer spricht weder Deutsch noch Englisch – nur Ukrainisch (Achtung: kyrillische Schrift!)!“ Dank Google-Translator und diverser Apps konnten wir uns zumindest verständigen. Auch wenn es etwas seltsam ist, eine Konversation zu führen, ohne dass ein einziges Wort gesprochen wird und nur der Text im Handy eingegeben und dem anderen jeweils gezeigt wird! Aber zumindest: ein Hoch auf den technischen Fortschritt, denn es klappte alles!
Also auf zum Aufladen der Kisten auf den LKW! Hier hatten wir die nächste Überraschung. Für den Bau der Kiste wurde uns als maximale Kistenbreite 235 cm genannt. Dies würde dann locker auf den LKW passen, da dieser ungefähr 240 cm Breite hätte. Als Zugangspunkte für Gabelstapler oder Ameisen müsste nur auf der Längsseite Platz gelassen werden. Es wäre auf Grund der Größe und des Gewichts der Kiste nicht notwendig von allen Seiten mit einem Gabelstapler die Kiste aufladen zu können. Daher hatten wir unseren Kistenbau angepasst und eine Länge mit 230 cm und Platz für den Gabelstapler auf der Längsseite gebaut. Tja, wir dachten dies würde genügen.
Die erste Kiste stand auf der Laderampe direkt vor dem LKW und unser LKW-Fahrer begann die Stirn zu runzeln und den Kopf zu schütteln, setzte eine ernstere Miene auf. Er sprang nochmals von der Ladefläche, holte ein Maßband.
Unsere Kistenbreite: 230 cm – die Breite der Ladefläche des Transporters: 228 cm! Nur zwei cm Unterschied, aber dies war genug, dass die Kisten nicht mit der Ameise eingeladen werden konnten. Verzweifelte Blicke zwischen den beteiligten Personen, wir dachten bereits, dass unsere ersten Zweifel berechtigt gewesen wären.
Wir hatten jedoch Glück! Es waren genug Leute anwesend und es gelang uns gemeinsam die rd. 400 kg schwere Kiste um 90 Grad zu drehen und mit der breiteren Seite voran in den LKW zu schieben.
Dasselbe Spiel gelang auch mit der nächsten Kiste. Dank unser Kistenbreite von nur 1m jeweils passten beide zum Glück gerade noch so in den LKW hinein! Denn hintereinander wäre es nicht gegangen, da sie sonst zu lange für den LKW gewesen wären.
Nicht nur wir – auch der LKW-Fahrer waren daher sichtlich erleichtert!
Nach kurzem Erledigen der letzten Formalitäten, unterschreiben des Frachtbriefes (Frachtgut = „2 boxes“), fuhren dann also unsere beiden Motorräder „Munin“ (Andreas F 800 GS) und „Trinianne“ (Kerstins F 700 GS) dahin.
Zwei Motorräder in einem polnischen LKW mit ukrainischem Fahrer von Österreich nach Deutschland, um nach Kanada zu fliegen! Wenn das nicht international genug ist für den Beginn einer Weltreise!
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