Nach unserem wunderschönen Ausflug zum Wasserfall Montmorency ging es am nächsten Tag von der Stadt Quebec weiter auf unserer Weltreise nach New Brunswick.
Da wir ja auch sehr auf unsere geliebten Bikes achten, fuhren wir zuerst zur nächstgelegenen Tankstelle. Schließlich sollte hin und wieder auch der Reifendruck kontrolliert werden – vor allem wenn man beladen fährt. Hier mussten wir wieder einmal feststellen: „Andere Länder – andere Sitten!“ Erstens: Reifen aufpumpen kann man nur eher selten bei Tankstellen.
Zweitens: Hier in Kanada kann man zwar den Reifen um ein paar kanadische Dollar recht einfach aufpumpen. Aber die Luft läuft einfach auf Zeit je nachdem wie viel man gezahlt hat (wie bei uns die Staubsauger an den Selbst-Wasch-Anlagen). Nur die Manometer, um den Reifendruck selbst zu prüfen bzw. rechtzeitig aufzuhören, sucht man vergeblich!
Wir versuchten die Informationen von einem Herrn zu bekommen, der mit einem totalen Platten ankam und seinen Reifen wieder mit Luft aufpumpte. Aber trotz unseres mittlerweile sehr guten „Englisch-Französischs“ konnten wir einfach nicht verstehen, woher man weiß, dass der Reifendruck nun genug ist! Wir scheiterten kläglich daran, unsere Reifen richtig aufzupumpen!
Ein paar Tage später auf unserer Reise hatten wir von unserem Gastgeber in Saint Jones (Nova Scotia) dann gelernt, dass es in Kanada nur zwei Möglichkeiten gibt: entweder du hast selbst ein Manometer mit – oder du machst es einfach „mit Gefühl“!
Aber wieder zurück zu diesem Tag! Wir beschlossen, dass unsere Reifen gut genug aussehen und machten uns auf den Weg. Im Gegensatz zu den vorherigen Tagen war es wieder einmal richtig sonnig – aber sehr kalt. Um etwas schneller voranzukommen und die Fahrtzeit etwas abzukürzen, ging es zum ersten Mal richtig auf den Trans-Canada-Highway („TCH“ wie die Kanadier gerne dazu sagen). Zur Mittagszeit stoppten wir an einem etwas größeren Rastplatz mit Tischen und Bänken, der Schnee lag noch teilweise daneben. Wir wurden von den anderen Gästen sehr mitleidig angesehen und zigmal gefragt, ob es denn nicht etwas kalt ist auf den Bikes. JA!!! Aber wenn uns schon kalt war an diesem Tag, dann haben wir anscheinend etwas falsch gemacht. Denn ein paar Minuten nach uns kam ein Pärchen im Cabrio mit offenem Verdeck. Diesen beiden war anscheinend überhaupt nicht kalt! Die Dame hatte nicht einmal die Winterjacke an!
Doch wir wurden wieder schnell etwas Besseres belehrt, als wir den Highway verließen. Trotz der lustigen Verkehrsschilder an der Straße (Achtung – Schneemobile kreuzen) waren wir auf das nächste wirklich nicht vorbereitet. Schon ein paar Kilometer weiter kamen wir an eine Straße, die entlang eines Flusses lag. Wir mussten einfach stoppen. Überall lag noch Schnee herum (nur nicht auf der Straße) und der gesamte (!) Fluss war zugefroren. Ein unvergleichlicher Anblick!
Trotz all unserer Stopps hatten wir unsere Fahrtzeit recht gut geplant und hätten eigentlich an unserem nächsten Ziel pünktlich ankommen sollen. Mitten am Weg teilte Andreas per Funk Kerstin auf einmal mit: „Mein Handy hat etwas ganz Komisches gemacht: die Uhrzeit hat sich verstellt!“ Was wir natürlich nicht bedacht hatten: Kanada ist nicht nur groß, sondern es gibt hier auch gleich mehrere Zeitzonen! Wenn man von Quebec nach New Brunswick fährt, überquert man zum ersten Mal auch eine! Leider in die falsche Richtung und so hatten wir auf einmal eine Stunde Verspätung!
Ein Teil der Straße in New Brunswick auf der wir fuhren, führt entlang des Grenzflusses „Saint-John-River“ zwischen Kanada und den USA und wir konnten beide zum ersten Mal die USA erblicken. Auf unserer Weltreise wollen wir ungefähr im Juli dann auch Alaska besuchen und später die Westküste runter bis nach Mexiko fahren. Daher wollten wir unser US-Visum auf keinen Fall bereits zu diesem Zeitpunkt beginnen (läuft ab dem ersten Grenzübertritt) und Andreas hatte bei seiner Routenplanung im Vorhinein einiges an Mühe gehabt dem Navi beizubringen: „“Nein, du darfst nicht immer die kürzeste/ angenehmste/ beste … Strecke nehmen!“ - Da diese Vorschläge fast immer über die USA führen würden!
Foto: 1.) Erster Blick von Kanada aus auf die USA
Diese Thematik erledigte sich jedoch kurze Zeit später, da es immer kälter wurde. Bei nur zwei Grad (ab 4 Grad fangen die Anzeigen am Armaturenbrett zu blinken an) fällten wir die Entscheidung, doch wieder auf den Highway aufzufahren, auch wenn die Landschaft dort nicht so spektakulär ist. Die Zeitverschiebung konnten wir aber nicht mehr wettmachen.
Bei unserer Ankunft in Perth-Andover (nahe Carlingford) herrschte zwar kein tiefer Winter mehr, aber der Frühling war auch noch nicht in Sicht!
Für die Nacht waren jedoch wieder Minus-Grade angesagt und wir waren richtig froh, dass wir einfach nach einer richtig warmen Dusche auch in ein warmes Bett fallen konnten!
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück konnten wir mit unseren Gastgebern noch etwas plaudern bis die Temperaturen wieder hoch genug waren, um gemütlich zu fahren. Wir erfuhren recht viel, über die Gegend hier und wie sich das Leben hier geändert hatte. In New Brunswick werden zum Großteil Kartoffeln angebaut. Bevor der TCH gebaut worden war, gab es als eine der Hauptstrecken in New Brunswick die Route 130. Diese Straße führte durch die einzelnen Ortschaften und Städte und man konnte früher entlang des Weges auch allerlei Gemüse und Früchte kaufen. Seitdem es den TCH gibt, hat sich auch hier vieles in den Ortschaften und Städten geändert, da natürlich immer weniger Leute vorbeikamen. Es wird jedoch versucht, hier den Tourismus wiederzubeleben und das kann man auch sehr gut sehen. Die Route 130 führt an vielen schönen Seen und am Fluss entlang und bietet wirklich sehr schöne Ausflugsziele. Also – wer im Sommer noch eine Urlaubsdestination braucht: hier wäre eine!
Am Vorabend hatten wir in der Küche bereits einige mit einer braunen Flüssigkeit befüllten Flaschen am Tisch gesehen. Es erinnerte uns ein bisschen an zu Hause, wenn unsere Familien den eigenen Frucht-/Beerensäfte oder Marmelade herstellten. In der Mitte stand ein Topf mit etwas festerem Braunen, das man nicht wirklich als fest oder flüssig bezeichnen konnte. Irgendwas dazwischen war das. Daher konnten wir nicht anders als unsere Gastgeber zu fragen, was das denn sei. Die Antwort: eigener Ahornsirup!
Nachdem wir bisher nicht dazu gekommen waren uns eines der berühmten „shugar shacks“ anzusehen bzw. wir auch einfach nichts gefunden hatten, das nicht so rein touristisch-kitschig war, freute uns diese Antwort natürlich sehr. Und unser Gastgeber hatte Zeit und nahm uns mit in seinen „Garten“. Wir bekamen anschaulich erklärt, wie ein Ahornsirup hergestellt wird. Es ist weitaus aufwendiger einen solchen Sirup herzustellen, als einfach nur ein Röhrchen in einen Baum zu schlagen und die Flüssigkeit aufzufangen!
Man weiß oft vorher auch nicht, ob ein Baum überhaupt Flüssigkeit hergibt. Bei manchen denkt man, dass hier so viel zu ernten wäre und dann hat man gar nichts. Andere Bäume wirken ganz unscheinbar und geben total viel Saft ab. Dies passiert auch nicht das ganze Jahr über sondern nur gegen Ende Winter bzw im Frühling (also von Januar bis ca. April) – auf jeden Fall kurz bevor die Bäume zu treiben beginnen und dann auch nur für ein paar Tage.
Es werden dann kleine Löcher in den Baum gebohrt und kleine Kanülen hineingesteckt, die mit langen dünnen Schläuchen verbunden sind. Diese Schläuche enden dann in einer Art Kübel (zumindest wenn es private kleine Ernten sind), wo der gesamte Saft aufgefangen wird. Ein weiterer Schritt ist dann eine konstante langsame Erhitzung dieses Saftes, damit der darin enthaltene Zucker karamellisiert und daraus der Sirup entsteht. => All dies ist natürlich ganz vereinfacht jetzt mal dargestellt! Die großen Siruphersteller haben natürlich nicht nur ein paar Bäume, sondern ganze Wälder und da sieht es sicherlich etwas anders aus. Das Prinzip ist jedoch das Gleiche.
Was wir noch ganz lustig gefunden haben, war, dass, wenn man den Saft im Haus in der Küche erhitzt, auch sehr viel Dampf aufsteigt und der „Zucker dann von der Decke tropft“! Aus diesem Grund hatte zB unser Gastgeber eine eigene Hütte samt selbst gebasteltem Holzofen gebaut, wo er dann einige Tage lang im Jahr mit der eigenen Sirupherstellung beschäftigt ist.
Auch in der Woche vor unserem Kommen wurde frischer Ahornsirup von unseren Gastgebern hergestellt und so bekamen wir auch eine Flasche mit ganz frischem Sirup mit auf den Weg. Ein großes DANKE nochmals hier dafür!
Wir können euch nur sagen: dieser Sirup schmeckt ganz anders als der Sirup, den wir zu Hause zu kaufen bekommen haben (auch die gute „Bio-Variante“) und ist einfach köstlich!
Mit richtigem originalen kanadischen Ahornsirup im Gepäck ging es dann „ibahabs“ weiter durch New Brunswick auf unserer Weltreise weiter in Richtung der nächsten kanadischen Provinz!
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